Freitag, 7. März 2014

Es geht weiter!

Es gab Nachfragen über meinen Aufenthaltsort, meine Reisepläne und wo ich unterkommen würde. Ich wurde gefragt, was ich an Japan vermisst hatte, dass es mich schon wieder dorthin trieb, ob ich erneut Kugelfisch essen gehen oder diesmal (endlich) getragene Schulmädchenunterwäsche aus einem Automaten mitbringen würde. Aber unter all diesen Fragen schlängelte eine sich auf besonders hinterhältige Art und Weise tief und tiefer in meine Gehirnwindungen, grub dort tief ihre Wurzeln ein und ließ sich nicht mehr abschütteln, wie ein Parasit, den ich für den Rest meines Lebens mit mir tragen müsste.

"Schreibst du wieder in deinen Blog wenn du weg bist?" so oder in ähnlicher Form wurde diese Ausgeburt der Fieshaftigkeit, der Verschlinger meiner Freizeit und gleichzeitig der Stachel in meinem Ego, formuliert (mindestens von zwei verschiedenen Leuten!!!!).

Ja.

Ja ja ja, nach zwei ganzen Tagen (+ knappen zwei Tagen Anreise) kapituliere ich wieder. Aus Faulheit euch allen zu schreiben, aus der Skepsis und dem Unwillen Facebook gegenüber, mich dort komplett zu offenbaren und aus der Angst heraus, dass ihr mich einfach vergessen würdet, wenn ich nicht mit dem Hammer den meine Literatur darstellt (lassen wir das einfach mal so stehen, ok?) ständig aufs Neue an meine Existenz erinnern würde.
Ich bin wieder in Japan und ich schreibe darüber, solange ich Zeit und Muse dafür finde. Hoffentlich genießt ihr meine Zeilen, oder, falls nicht, erleidet qualvolle Schmerzen (denkt an den Hammer!). Wichtig ist vor allem, dass an mich gedacht wird...oder so.

Im Moment sitze ich in meinem kleinen Hotelzimmer und vertreibe mir die Zeit bis ich mich mit meinen Mitreisenden zum Abendessen treffe.
Richtig, diesmal bin ich nicht alleine unterwegs, zumindest für die ersten drei Wochen. Begleitet werde ich von einem Trainingskollegen namens Dragos und einem Freund von ihm, Stefan.
Unsere Reise nach Japan stellte sich ereignislos, aber dafür umso länger heraus. Glücklicherweise war es mir gelungen sehr günstige Flüge zu finden, die uns über Dubai nach Tokyo brachten. Sonntag abends ging die Reise los, Montag nachts kamen wir etwas verspätet an und waren heilfroh den restlichen Teil der Nacht in einem Flughafenhotel zu verbringen.

Tags darauf ging es dann nach Kawasaki, den Ort, an dem ich das Ziel der ersten Hälfte meiner Japanreise erreichen wollte: das Training beim Großmeister der Tenshin Shoden Katori Shinto Ryu.
Aber es wäre ja langweilig, wenn alles so reibungslos ablaufen würde.

In Kawasaki angekommen erwartete uns erstmal ein kleiner Schock, als wir das Hotel in dem wir die nächsten Wochen verbringen wollten erreichten. Das Hotel ist ein typisches "Business Hotel" wie es sie in Japan in fast allen etwas größeren Städten gibt. Diese Art von Gasthaus ist vor allem für (rauchende - Nichtraucherzimmer gibt es leider nicht, zumindest hier bei uns) Geschäftsreisende gedacht, die nicht viel Zeit an einem Ort verbringen und sich schon gar nicht lange im Hotelzimmer aufhalten, daher auch die verhältnismäßig niedrigen Preise. Bis hierhin also nichts Überraschendes.

Wir hatten zwei Zimmer gebucht, ein Einzelzimmer und ein Doppelzimmer.
Das Einzelzimmer bietet ein Bett (immerhin 120x190), nen kleinen Schreibtisch mit Fernseher und ein Bad mit Wanne, Klo und Waschbecken.
Das Doppelzimmer bietet ein Bett (immerhin 120x190), nen kleinen Schreibtisch mit Fernseher und ein Bad mit Wanne, Klo und Waschbecken.

Moment.

Wenn ich tatsächlich für diesen Blog bezahlt werden würde und sich der Betrag an der Anzahl der geschriebenen Zeichen errechnete, würde ich diesen stilistischen Griff von eben viel häufiger anwenden.
Bei unserer Zimmerwahl handelte es sich aber nicht um fehlerhafte Anwendung von Copy&Paste Fähigkeiten, sondern von der eindrucksvollen Demonstration der japanischen Kenntnisse des Kapitalismus. Kein Wunder dass deren Wirtschaft so gut läuft! Lief! Was auch immer!

Anzumerken ist hier noch Folgendes: in einem strategisch ausgeklügeltem Manöver war es mir gelungen das Einzelzimmer für mich zu sichern. Da das schon vor unserer Ankunft ausgemacht war, hatten die anderen eine denkbar schlechte Verhandlungsbasis, als wir die Zimmer in Augenschein nahmen. So kam es also, dass sich Dragos (gefühlte 110 cm groß) und Stefan (gefühlte 210 cm groß) entschlossen (gezwungen sahen), die Nacht gemeinsam in einem Winzbett zu verbringen.
Den aufmerksamen Leser wird es nicht überraschen, wenn ich die Geschichte mit den folgenden Worten abkürze: am nächsten Tag wechselten sie zu einem Doppelbettzimmer.

Nach dem Umzug blieb uns auch gar nicht viel Zeit, um das Dojo von Sugino Sensei ausfindig zu machen. Dort wurden wir ohne große Überraschung aufgenommen, die Japaner dort sind wohl schon so gewohnt das lernbegierige Ausländer vorbeischauen, dass es für sie zur Normalität geworden ist. Das Training gestaltete sich wie erwartet...aber auch gleichzeitig etwas unerwartet. In der kleinen Halle (es können sich fünf Pärchen gegenüber stehen, aber sobald das Kata Training beginnt wird nur noch mit zwei Pärchen trainiert) wird jede Bewegung in Augenschein genommen und sehr detailverliebt korrigiert (keine Überraschung), da Sugino Sensei die Lockerheit beim Ausführen der Techniken betont und man das Kata Programm nur einmal durchlaufen kann (1x Kirikomi, 1x Uke, 1x Bo-Kirikomi + Iai)ist es aber körperlich kaum anstrengend (entgegen meinen Vorstellungen). Die Kopfarbeit macht einem mehr zu schaffen.
Nach dem Training fühlte man sich dementsprechend zurecht gestutzt, das mag aber zu gleichen Teilen auch dem Jetlag geschuldet gewesen sein, der so langsam seine Wirkung entfaltete.

Da jetzt schon Samstag ist und ich diese Zeilen donnerstags begonnen habe, beende ich die Erzählung der ersten Tage an dieser Stelle. Heute mittag ist wieder Training, sobald ich wieder Zeit finde wird das hier fortgesetzt! Vermutlich!

3 Kommentare:

  1. Wooot! Mehr Dinge die mich vom Lernen abhalten! \o/

    Ein geschickter Schachzug von dir, dir schon im Voraus das bessere Zimmer zu sichern. ;-)

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  2. Leben!!!

    Habt ihr schonmal überlegt, dass du vielleicht aus Großzügigkeit der Hotelleitung als Zeichen ihrer Hochachtung dir gegenüber auf ein Doppelzimmer aufgestuft wurdest und das einfach ZWEI Doppelzimmer waren? Für 1,20m lange Personen?

    Ist Stefan jetzt ein Kaiju?

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