Das neue Jahr ist in einem wahnsinnigen Tempo herangerauscht. Es gab soviel zu tun und erleben, dass ich fast befürchte, die Hälfte schon wieder vergessen zu haben...
Glücklicherweise wurden mir hier zwei Wochen Winterferien gestattet, ab Weihnachten bis heute. Richtig, morgen startet die harte Arbeit wieder...
Nach den letzten Bōnenkai - einmal mit meiner Speerkampftruppe und dann nochmal mit den Studenten - habe ich mir an Weihnachten den Hobbit angeschaut und meiner etwas strapazierten Leber eine kleine Auszeit gegönnt. Die nächsten Tage nutzte ich, um ein wenig im Land herumzureisen.
Meine erste Etappe führte mich nach Yoshino, ein Ort, der für seine zig tausend (die genaue Zahl ist mir unbekannt aber irgendwas über dreitausend) Kirschbäume berühmt ist und damit Wallfahrtsort für die jährliche Kirschblütenschau im April. Die Kirschblüte konnte ich leider nicht bestaunen, der Ort ist aber gleichzeitig wichtiger Standort der Shugendo-Sekte des Buddhismus und im Kinpusen-Tempelkomplex steht mit dem Zaodo das zweitgrößte Holzbauwerk Japans.
Das Hauptgebäude des Kinpusenji: Zado
Auf dem Berg lag tatsächlich etwas Schnee!
Hier sieht man das Dorf Yoshino, wenn man genau hinschaut, erkennt man das Zaodo Gebäude.
In Yoshino beginnt die traditionelle Pilgerrute bis zum Omineberg, wo die drei Tapferkeitsprüfungen der Shugendo-Sekte durchgeführt werden können (dazu zählt zum Beispiel, sich von einer Klippe zu stürzen, nur mit einem einfachen Seil gesichert). Bis heute ist Frauen nicht gestattet, den Omineberg zu betreten, da er den Mönchen als heilig gilt und sie dort keinerlei Ablenkungen gestatten. Außerdem gilt für sie alles, was monatlich blutet, als unrein.
Ein Tourguide aus Osaka, den ich auf der Pilgerrute getroffen habe. Ich habs nur bis auf den ersten Berg geschafft, die gesamte Tour dauert wohl um die 15 Stunden. Religiöse Beweggründe hatte er übrigens nicht, er mag einfach gerne Bergsteigen.
Der nächste Trip führte mich nach Ise, dem vermutlich wichtigsten Shinto-Schrein Japans. Dieser Schrein ist Amaterasu gewidmet, der Shinto-Gottheit der Sonne. Tradition verlangt, dass der Schrein alle 20 Jahre neu gebaut werden muss. Deswegen liegen zwei Schreingründe direkt nebeneinander. Während auf dem einen der aktuelle Schrein steht, werden auf dem anderen die Vorbereitungen für den Aufbau des nächsten Schreins begonnen.
In diesem Jahr wird übrigens der Schrein wieder abgerissen und die neu erbaute Version eingeweiht.
Das Torii des Ise-Schreins. Der Schrein selbst befindet sich in einer großen Parkanlage, mit riesigen Bäumen und einem vorbeirauschenden Fluss.
Am Ende dieser Treppe kann man das Dach des Schreines erkennen. Da heilig gibt es keine näheren Aufnahmen. Aber auch aus der Nähe wird einem nicht viel mehr als ein Blick auf die Dächer gewährt.
Übers Wochenende ging es nach Himeji und dann Snowboard fahren im Norden Hyogos. Da ich nur sehr kurz in Himeji war und das Schloss momentan renoviert wird und deswegen komplett in eine Stoffbox gehüllt ist, gibt es hier keine Photos.
Beim Snowboarden hat es leider furchtbar geregnet, so dass es nicht soooo arg spaßig war, aber so häufig hat man ja nicht die Gelegenheit...
Direkt von den Bergen bin ich dann zu meiner ehemaligen Gastfamilie gefahren, wo ich Silvester und die Anfänge des neuen Jahres verbracht habe.
Traditionellerweise haben wir um 12 Uhr nachts den Dorfschrein besucht und vor den Hausaltaren gebetet.
Die nächsten Tage gab es Osechiryori, das traditionelle Essen zum neuen Jahr. Da an den ersten Tagen des Jahres nicht gearbeitet werden soll, wird das Essen zum Silvestertag hin vorbereitet und dann für die nächsten drei Tage verspeist. Zu essen gibt es Fisch, paniertes Hühnchen, Ei, Shrimps, Shitake, verschiedene Gemüse, etc. und natürlich alles kalt.
Nach den ersten zwei Tagen wird das dann schon mal etwas langweilig, auch wenn die Auswahl am Anfang noch groß erschien.
Kein Peace-Zeichen, sondern traditionelles Shinto-Handsiegel für den Neujahrstag........
Ok, nicht wirklich....
Aufwärmen am Lagerfeuer vorm Schrein
Mein Gastvater war dieses Jahr zuständig, die Aufsicht über den Schrein zu übernehmen. In kleineren Gemeinden ist das Gang und Gebe, dass die Dorfbewohner sich selbst darum kümmern. Jedes Jahr wird jemand anderes verpflichtet...aber mein Gastvater hat das jetzt schon zum dritten Mal hintereinander übernommen. Zu den Aufgaben gehört auch das Herrichten des Schreins, mit Strohschmuck u.ä., bei dem ich auch etwas geholfen habe.
Nach diesen ruhigen und sehr verfressenen Tagen (wie an Weihnachten in Deutschland wird außer Essen und Ausruhen nicht viel unternommen). Ging es dann noch für zwei Tage nach Kyoto mit Megumi, wo tausende den ersten Schrein- oder Tempelbesuch des Jahres durchführten, auf Japanisch Hatsumode genannt.
Koreanische Küche - leider etwas wenig.
Vorm Ginkakuji - dem Silbernen Pavillion Kyotos mit meiner Rastafreundin!
Blick vom Tor des Nannzenji.
Das Jahr der Schlange hat begonnen!
Kemari - das traditionelle Hacky-Sack spielen der Shinto-Religion, allerdings gute 1400 Jahre älter als die moderne Variante. Die Regeln sind dieselben: ein Kreis aus Shintopriestern versucht den Ball aus Rehhaut(im Bild zu sehen) so lange wie möglich in der Luft zu halten ohne ihn mit den Händen zu berühren.
Der Kitano-Tenmangu, ein Schrein wo für gute Noten und Erfolg in Prüfungen gebetet wird. Genau das richtige für das 2.StEx!
Nach einem halben Jahr ohne romantischen Kontakt wird man etwas verzweifelt...
Der Inari-Schrein, berühmt durch seine vielen roten Torii...
...sehr viele rote Torii, mehrere tausend um genau zu sein, die bis auf die Spitze des Berges führen.
Omake:
Das letzte Bild wird dir nochmal zum Verhängnis werden! Google vergisst nichts!!! hahaha
AntwortenLöschenSpaß beiseite, super Bilder :)
"In Yoshino beginnt die traditionelle Pilgerrute bis zum Omineberg, wo die drei Tapferkeitsprüfungen der Shugendo-Sekte durchgeführt werden können (dazu zählt zum Beispiel, sich von einer Klippe zu stürzen, nur mit einem einfachen Seil gesichert). Bis heute ist Frauen nicht gestattet, den Omineberg zu betreten, da er den Mönchen als heilig gilt und sie dort keinerlei Ablenkungen gestatten."
AntwortenLöschenSauerei! Da kann man ja für die Mönche und Tapferkeitsanwärter nur hoffen dass sie sich nicht von Männern ablenken lassen! Heißt das auch dass Frauen nicht beweisen können dass sie tapfer sind (und nicht in die Sekte dürfen), oder müssen sies nicht beweisen, weil jeder das eh schon weiß? hö hö.
"Zu den Aufgaben gehört auch das Herrichten des Schreins, mit Strohschmuck u.ä., bei dem ich auch etwas geholfen habe." -- aber wo ist dein Werk zu sehen??
Und hattest du Feuerwerk oder gehört das garnicht dazu?
Frauen ist es schon gestattet, Mitglied der Sekte zu werden, allerdings nicht, Mönch(also Nonne) zu werden (oder eben diese Prüfungen zu bestehen) - zumindest soweit ich das weiß.
LöschenGenerell gibt es sehr wenige Nonnen im japanischen Buddhismus und - soweit ich das herausfinden konnte - gehören die meisten wohl der Zen-Sekte an...aber tiefgründiges Wissen fehlt mir hierzu leider.
Auf dem Bild, wo ich vor dem Torii - also dem Tor vor dem Schrein - in der Dunkelheit stehe, sieht man ein Strohseil zwischen den Säulen aufgehängt. Das war ich! :D :D :D
Feuerwerk gehört nicht zum japanischen Neujahr, in Tokyo wurden glaub ich Luftballons in den Himmel gestartet, ansonsten ist das aber ein vieeeel ruhigeres Fest als bei uns in Deutschland - nur das Lagerfeuer knistert schön :)