Donnerstag, 17. Januar 2013

Funkstille

Der letzte Monat meines Aufenthalts in Japan ist schon angebrochen, in nicht mal mehr vier Wochen geht es zurück nach Deutschland (für alle die es vergessen haben: am 13.2. komme ich zurück).
In der mir verbleibenden Zeit versuche ich panisch, mich von all meinen Freunden und Bekannten die ich hier gefunden habe zu verabschieden und dabei trotzdem jeden Tag zu genießen, bevor in Deutschland der Ernst des Lebens wieder losgeht.
Das stellt sich als gar nicht so einfach heraus, da viele Menschen immer noch nicht gelernt haben, ihre freie Zeit einzig und allein auf mich abzustimmen.

Ich hoffe einfach, dass ich es irgendwie auf die Reihe bekomme, mich von allen anständig zu verabschieden, sei es von Freunden von vor acht Jahren, von den Leuten aus dem Speerkampftraining, den Ärzten oder den Studenten.

Hinzu kommt, dass ich ab nächster Woche Freitag Besuch aus den heimatlichen Gefilden bekomme und eine Woche frei nehmen werde, um Japan zu präsentieren und etwas herumzureisen.
Deswegen werde ich bis zu meinem Rückflug kaum dazu kommen, hier noch etwas zu schreiben - bei Interesse ist dann ja aber die Möglichkeit der mündlichen Überlieferung wieder gegeben.


Bevor jedoch mein Abschiedsmarathon beginnt, hier noch eine kurze Zusammenfassung der letzten Wochen:

Seit letztem Montag, also dem ersten Tag Arbeit im neuen Jahr, ist ein australischer Student auf meiner Station eingetroffen, sein Name ist Josh und er ist etwas jünger als ich.
Josh hatte das Privileg in der High School sechs Jahre Japanisch lernen zu können, trotzdem hat er noch einige Schwierigkeiten mit der Sprache (wer von uns, der im Gymnasium Französisch oder Griechisch lernte, beherrscht die Sprache noch?), weshalb ich häufig als Übersetzer dienen muss.
Das ist so mittelprächtig, auch wenn Josh ein netter Typ ist, so hab ich ihn nun am Hals (er bleibt hier zwar nur einen Monat, aber danach bleibt mir auch nur noch eine Woche), da die Ärzte sich vorm Englisch sprechen drücken wollen und mich beauftragen, ihm alles Mögliche zu erklären. Dadurch verbringe ich weniger Zeit mit den Ärzten, kann weniger Japanisch sprechen und werde seltener zum Essen eingeladen...

Josh lebt derzeit bei einem der Studenten (Kosuke, er ist auf einigen meiner Photos zu sehen, klein, schwarzhaarig und mit Brille! :D ), mit dem ich auch gut befreundet bin.
Zusammen sind wir letztes Wochenende nocheinmal Snowboardfahren gegangen - allerdings nicht ohne vorher Fugu - japanischen Kugelfisch zu essen, um das Ganze etwas spannender zu gestalten.
Es gab nämlich eine tränenreiche Verabschiedungsfeier für zwei der Schwestern der Station und da muss nunmal eine tödliche Delikatesse verspeist werden.
Um die Spannung gleich mal zu lösen: ich hab überlebt!
Die tatsächlich giftigen Teile des Fugu werden nur in äußerst gehobenen Restaurants verspeist und sind für den Normalobürger eher unerschwinglich. Der Rest des Fischs gilt zwar auch als Delikatesse (da die Zubereitung trotz allem nicht ohne Risiko ist, dauert die Ausbilung bis man eine Lizenz erhält jahrelang), aber kann relativ sorgenfrei gegessen werden.

Da wir nachts um 3 Uhr aufbrechen wollten, verzichteten Josh und ich darauf, die Afterparty zu besuchen und gingen um ca. halb elf heim. Dort warf ich mich sofort in mein Bett und versuchte zu schlafen, allerdings recht erfolglos.
Um 3 Uhr ging es dann tatsächlich los, ziemlich groggy zwar, aber ich musste ja glücklicherweise nicht fahren. Insgesamt waren wir acht Medizinstudenten, mit zwei Autos. Ich hatte dabei das Glück, das Auto mit Fernseher zu erwischen und schaute mir auf dem Weg nach Meiho, Gifu "The Social Network" und "Sherlock Holmes 2" an. Dass der Fahrer mitschaute, bereitete mir etwas Sorgen, aber wie gesagt, ich war groggy und mir war an sich alles egal.
Vor Ort hatten wir eine kleine Hütte mit zwei Tatamiräumen gemietet und gingen anderthalb Tage snowboarden mit Besuch von heißen Quellen im Anschluss - das fehlt wirklich in Europa: es gibt nichts herrlicheres als nach einer kalten Abfahrt den Körper in einer der Quellen aufzuheizen, im besten Fall eine im Freien, so dass man seinen Oberkörper mit Schnee abkühlen kann, während der Rest gekocht wird!

Auf der Rückfahrt wurde dann über den Fernseher noch ein Ipad aufgestellt - eingeklemmt zwischen Frontschutzscheibe und Ablage - und japanische Soaps angeschaut. Zu dem Zeitpunkt erschien mir Fernsehschauen plötzlich als extrem sicher.

Uuuuuund Bilder:

Frühmorgendlicher Snack auf dem Weg nach Gifu

Siehe oben - müde




Missglücktes Gruppenphoto, da drei Betrunkene Leute gleichzeitig versuchten, drei wackelige Kameras auf Selbstauslöser einzustellen...

Sake mit Goldstücken!!!

Auf dem Weg zur Onsen - etwas erschöpft und mit Verbrechermütze

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