Freitag, 18. Januar 2013

Bwahahaha von wegen!

Heute früh aufgestanden, hurtig zum Zug geeilt, um nach Nara zu fahren und das erste Mal im Jahr zu trainieren!

Tja, der Running Gag meines Japanaufenthalts hat sich auch dieses Jahr nicht lumpen lassen und das Training ist natürlich mal wieder ausgefallen...  (- . -)

Dafür geht's heut abend wieder fein mit nem Arzt Essen (gestern wurd ich auch zum Abendessen eingeladen :D ).


Nebenbei bemerkt: momentan sind Eingangsprüfungen für die Unis, weshalb Millionen Schüler heute früh unterwegs waren.

Donnerstag, 17. Januar 2013

Funkstille

Der letzte Monat meines Aufenthalts in Japan ist schon angebrochen, in nicht mal mehr vier Wochen geht es zurück nach Deutschland (für alle die es vergessen haben: am 13.2. komme ich zurück).
In der mir verbleibenden Zeit versuche ich panisch, mich von all meinen Freunden und Bekannten die ich hier gefunden habe zu verabschieden und dabei trotzdem jeden Tag zu genießen, bevor in Deutschland der Ernst des Lebens wieder losgeht.
Das stellt sich als gar nicht so einfach heraus, da viele Menschen immer noch nicht gelernt haben, ihre freie Zeit einzig und allein auf mich abzustimmen.

Ich hoffe einfach, dass ich es irgendwie auf die Reihe bekomme, mich von allen anständig zu verabschieden, sei es von Freunden von vor acht Jahren, von den Leuten aus dem Speerkampftraining, den Ärzten oder den Studenten.

Hinzu kommt, dass ich ab nächster Woche Freitag Besuch aus den heimatlichen Gefilden bekomme und eine Woche frei nehmen werde, um Japan zu präsentieren und etwas herumzureisen.
Deswegen werde ich bis zu meinem Rückflug kaum dazu kommen, hier noch etwas zu schreiben - bei Interesse ist dann ja aber die Möglichkeit der mündlichen Überlieferung wieder gegeben.


Bevor jedoch mein Abschiedsmarathon beginnt, hier noch eine kurze Zusammenfassung der letzten Wochen:

Seit letztem Montag, also dem ersten Tag Arbeit im neuen Jahr, ist ein australischer Student auf meiner Station eingetroffen, sein Name ist Josh und er ist etwas jünger als ich.
Josh hatte das Privileg in der High School sechs Jahre Japanisch lernen zu können, trotzdem hat er noch einige Schwierigkeiten mit der Sprache (wer von uns, der im Gymnasium Französisch oder Griechisch lernte, beherrscht die Sprache noch?), weshalb ich häufig als Übersetzer dienen muss.
Das ist so mittelprächtig, auch wenn Josh ein netter Typ ist, so hab ich ihn nun am Hals (er bleibt hier zwar nur einen Monat, aber danach bleibt mir auch nur noch eine Woche), da die Ärzte sich vorm Englisch sprechen drücken wollen und mich beauftragen, ihm alles Mögliche zu erklären. Dadurch verbringe ich weniger Zeit mit den Ärzten, kann weniger Japanisch sprechen und werde seltener zum Essen eingeladen...

Josh lebt derzeit bei einem der Studenten (Kosuke, er ist auf einigen meiner Photos zu sehen, klein, schwarzhaarig und mit Brille! :D ), mit dem ich auch gut befreundet bin.
Zusammen sind wir letztes Wochenende nocheinmal Snowboardfahren gegangen - allerdings nicht ohne vorher Fugu - japanischen Kugelfisch zu essen, um das Ganze etwas spannender zu gestalten.
Es gab nämlich eine tränenreiche Verabschiedungsfeier für zwei der Schwestern der Station und da muss nunmal eine tödliche Delikatesse verspeist werden.
Um die Spannung gleich mal zu lösen: ich hab überlebt!
Die tatsächlich giftigen Teile des Fugu werden nur in äußerst gehobenen Restaurants verspeist und sind für den Normalobürger eher unerschwinglich. Der Rest des Fischs gilt zwar auch als Delikatesse (da die Zubereitung trotz allem nicht ohne Risiko ist, dauert die Ausbilung bis man eine Lizenz erhält jahrelang), aber kann relativ sorgenfrei gegessen werden.

Da wir nachts um 3 Uhr aufbrechen wollten, verzichteten Josh und ich darauf, die Afterparty zu besuchen und gingen um ca. halb elf heim. Dort warf ich mich sofort in mein Bett und versuchte zu schlafen, allerdings recht erfolglos.
Um 3 Uhr ging es dann tatsächlich los, ziemlich groggy zwar, aber ich musste ja glücklicherweise nicht fahren. Insgesamt waren wir acht Medizinstudenten, mit zwei Autos. Ich hatte dabei das Glück, das Auto mit Fernseher zu erwischen und schaute mir auf dem Weg nach Meiho, Gifu "The Social Network" und "Sherlock Holmes 2" an. Dass der Fahrer mitschaute, bereitete mir etwas Sorgen, aber wie gesagt, ich war groggy und mir war an sich alles egal.
Vor Ort hatten wir eine kleine Hütte mit zwei Tatamiräumen gemietet und gingen anderthalb Tage snowboarden mit Besuch von heißen Quellen im Anschluss - das fehlt wirklich in Europa: es gibt nichts herrlicheres als nach einer kalten Abfahrt den Körper in einer der Quellen aufzuheizen, im besten Fall eine im Freien, so dass man seinen Oberkörper mit Schnee abkühlen kann, während der Rest gekocht wird!

Auf der Rückfahrt wurde dann über den Fernseher noch ein Ipad aufgestellt - eingeklemmt zwischen Frontschutzscheibe und Ablage - und japanische Soaps angeschaut. Zu dem Zeitpunkt erschien mir Fernsehschauen plötzlich als extrem sicher.

Uuuuuund Bilder:

Frühmorgendlicher Snack auf dem Weg nach Gifu

Siehe oben - müde




Missglücktes Gruppenphoto, da drei Betrunkene Leute gleichzeitig versuchten, drei wackelige Kameras auf Selbstauslöser einzustellen...

Sake mit Goldstücken!!!

Auf dem Weg zur Onsen - etwas erschöpft und mit Verbrechermütze

Sonntag, 6. Januar 2013

Neujahrspost

Das neue Jahr ist in einem wahnsinnigen Tempo herangerauscht. Es gab soviel zu tun und erleben, dass ich fast befürchte, die Hälfte schon wieder vergessen zu haben...

Glücklicherweise wurden mir hier zwei Wochen Winterferien gestattet, ab Weihnachten bis heute. Richtig, morgen startet die harte Arbeit wieder...
Nach den letzten Bōnenkai - einmal mit meiner Speerkampftruppe und dann nochmal mit den Studenten - habe ich mir an Weihnachten den Hobbit angeschaut und meiner etwas strapazierten Leber eine kleine Auszeit gegönnt. Die nächsten Tage nutzte ich, um ein wenig im Land herumzureisen.

Meine erste Etappe führte mich nach Yoshino, ein Ort, der für seine zig tausend (die genaue Zahl ist mir unbekannt aber irgendwas über dreitausend) Kirschbäume berühmt ist und damit Wallfahrtsort für die jährliche Kirschblütenschau im April. Die Kirschblüte konnte ich leider nicht bestaunen, der Ort ist aber gleichzeitig wichtiger Standort der Shugendo-Sekte des Buddhismus und im Kinpusen-Tempelkomplex steht mit dem Zaodo das zweitgrößte Holzbauwerk Japans.

 Das Hauptgebäude des Kinpusenji: Zado


 Auf dem Berg lag tatsächlich etwas Schnee!

Hier sieht man das Dorf Yoshino, wenn man genau hinschaut, erkennt man das Zaodo Gebäude.
In Yoshino beginnt die traditionelle Pilgerrute bis zum Omineberg, wo die drei Tapferkeitsprüfungen der Shugendo-Sekte durchgeführt werden können (dazu zählt zum Beispiel, sich von einer Klippe zu stürzen, nur mit einem einfachen Seil gesichert). Bis heute ist Frauen nicht gestattet, den Omineberg zu betreten, da er den Mönchen als heilig gilt und sie dort keinerlei Ablenkungen gestatten. Außerdem gilt für sie alles, was monatlich blutet, als unrein.


Ein Tourguide aus Osaka, den ich auf der Pilgerrute getroffen habe. Ich habs nur bis auf den ersten Berg geschafft, die gesamte Tour dauert wohl um die 15 Stunden. Religiöse Beweggründe hatte er übrigens nicht, er mag einfach gerne Bergsteigen.

Der nächste Trip führte mich nach Ise, dem vermutlich wichtigsten Shinto-Schrein Japans. Dieser Schrein ist Amaterasu gewidmet, der Shinto-Gottheit der Sonne. Tradition verlangt, dass der Schrein alle 20 Jahre neu gebaut werden muss. Deswegen liegen zwei Schreingründe direkt nebeneinander. Während auf dem einen der aktuelle Schrein steht, werden auf dem anderen die Vorbereitungen für den Aufbau des nächsten Schreins begonnen.
In diesem Jahr wird übrigens der Schrein wieder abgerissen und die neu erbaute Version eingeweiht.


Das Torii des Ise-Schreins. Der Schrein selbst befindet sich in einer großen Parkanlage, mit riesigen Bäumen und einem vorbeirauschenden Fluss.


Am Ende dieser Treppe kann man das Dach des Schreines erkennen. Da heilig gibt es keine näheren Aufnahmen. Aber auch aus der Nähe wird einem nicht viel mehr als ein Blick auf die Dächer gewährt.

Übers Wochenende ging es nach Himeji und dann Snowboard fahren im Norden Hyogos. Da ich nur sehr kurz in Himeji war und das Schloss momentan renoviert wird und deswegen komplett in eine Stoffbox gehüllt ist, gibt es hier keine Photos.
Beim Snowboarden hat es leider furchtbar geregnet, so dass es nicht soooo arg spaßig war, aber so häufig hat man ja nicht die Gelegenheit...

Direkt von den Bergen bin ich dann zu meiner ehemaligen Gastfamilie gefahren, wo ich Silvester und die Anfänge des neuen Jahres verbracht habe.
Traditionellerweise haben wir um 12 Uhr nachts den Dorfschrein besucht und vor den Hausaltaren gebetet.
Die nächsten Tage gab es Osechiryori, das traditionelle Essen zum neuen Jahr. Da an den ersten Tagen des Jahres nicht gearbeitet werden soll, wird das Essen zum Silvestertag hin vorbereitet und dann für die nächsten drei Tage verspeist. Zu essen gibt es Fisch, paniertes Hühnchen, Ei, Shrimps, Shitake, verschiedene Gemüse, etc. und natürlich alles kalt.
Nach den ersten zwei Tagen wird das dann schon mal etwas langweilig, auch wenn die Auswahl am Anfang noch groß erschien.


Kein Peace-Zeichen, sondern traditionelles Shinto-Handsiegel für den Neujahrstag........
Ok, nicht wirklich....

 Aufwärmen am Lagerfeuer vorm Schrein

Mein Gastvater war dieses Jahr zuständig, die Aufsicht über den Schrein zu übernehmen. In kleineren Gemeinden ist das Gang und Gebe, dass die Dorfbewohner sich selbst darum kümmern. Jedes Jahr wird jemand anderes verpflichtet...aber mein Gastvater hat das jetzt schon zum dritten Mal hintereinander übernommen. Zu den Aufgaben gehört auch das Herrichten des Schreins, mit Strohschmuck u.ä., bei dem ich auch etwas geholfen habe.

Nach diesen ruhigen und sehr verfressenen Tagen (wie an Weihnachten in Deutschland wird außer Essen und Ausruhen nicht viel unternommen). Ging es dann noch für zwei Tage nach Kyoto mit Megumi, wo tausende den ersten Schrein- oder Tempelbesuch des Jahres durchführten, auf Japanisch Hatsumode genannt.

 Koreanische Küche - leider etwas wenig.

 Vorm Ginkakuji - dem Silbernen Pavillion Kyotos mit meiner Rastafreundin!



Blick vom Tor des Nannzenji.


 Das Jahr der Schlange hat begonnen!


Kemari - das traditionelle Hacky-Sack spielen der Shinto-Religion, allerdings gute 1400 Jahre älter als die moderne Variante. Die Regeln sind dieselben: ein Kreis aus Shintopriestern versucht den Ball aus Rehhaut(im Bild zu sehen) so lange wie möglich in der Luft zu halten ohne ihn mit den Händen zu berühren.


Der Kitano-Tenmangu, ein Schrein wo für gute Noten und Erfolg in Prüfungen gebetet wird. Genau das richtige für das 2.StEx!

Nach einem halben Jahr ohne romantischen Kontakt wird man etwas verzweifelt...


 Der Inari-Schrein, berühmt durch seine vielen roten Torii...


...sehr viele rote Torii, mehrere tausend um genau zu sein, die bis auf die Spitze des Berges führen.










Omake: