Ha, hier ausnahmsweise mal ein schnelles Update:
Ich hab heute die Unterschrift für meinen Quartalsbogen bekommen, d.h. ab jetzt muss ich nicht mehr in die Klinik gehen, da sie mir eh nichts mehr können!!!
Naja, in nem Monat muss ich dann halt immer noch vor den Chirurgen auftauchen und außerdem brauch ich noch nen Stempel vom Dekan, also sollte ich mich ab und an doch noch blicken lassen...
Außerdem habe ich heute meine Aufenthaltsgenehmigung für die nächsten vier Monate bekommen, wer also gehofft hat, dass ich deportiert werd und früher nach Hause komme, den muss ich leider enttäuschen.
Netterweise hat mir das Konsulat in Deutschland gesagt, dass man als Deutscher keinerlei Visum für Japan bräuchte, sofern man sich nicht länger als 6 Monate dort aufhält und kein Geld verdient.
Das stimmt aber nur bedingt, zumindest nach allem was ich nach einiger Internetrecherche herausgefunden habe.
Wenn man in Japan studieren möchte, wird an und für sich schon ein Visum benötigt. Im PJ ist das so eine Sache, da man ja keinerlei Noten oder Credits bekommt und man häufig gar nicht an einer Uni eingeschrieben ist. Was ich hier mache geht eben als Clinical Clerkship an der Uniklinik Nara durch, theoretisch gibt es dafür keinerlei Voraussetzung, hätte ich lieb gefragt, hätte ich vielleicht auch meinen medizinisch unwissenden Bruder an die Klinik als Praktikanten verkaufen können...
Lange Rede kurzer Sinn, ich musste also den Immigration Officers erklären, was ich hier ein halbes Jahr treiben würde, ohne speziell zu erwähnen, dass ich hier einen Teil meines Studiums ableiste.
Größte Sorge hatte ich bei der Angabe meiner Adresse. "Nara Medical University Guest House" lässt nicht allzu viel Spielraum bei der Interpretation der Absichten des Antragsstellers.
Interessanterweise wurde ich allerdings nicht danach gefragt, sondern was bitte Hozoin-Ryu Sojutsu sei und ob es mit Drogen, Menschenhandel oder Prostitution zu tun hätte...
Letzten Endes wurde mir die Aufenthaltsgenehmigung erteilt und kostete mich nochmal fast 40€ - ein in Deutschland beantragtes Visum hätte mich nach meinem Wissen weniger gekostet und mir mehr Freiheiten erlaubt (fast beliebig verlängerbar, ich wär in der Lage ein wenig Geld zu verdienen, etc.)...
Mein Rückkehrdatum steht damit auch fest und ich habe es nochmal um ein paar Tage nach hinten verschoben, um wirklich alle 180 Tage die mir jetzt zustehen in Japan zu verbringen. Am 13.02.2013 werde ich abends in Deutschland aufschlagen, hoffentlich nicht zu hart. Und ich freue mich schon auf den nächsten Tag, an dem ich dann morgens gleich wieder anfangen darf zu arbeiten...
Noch einige lustige Details und Hinweise, die ich bei meinem letzten Post vergessen hatte:
-halbiere immer die Zeitangabe die Japaner für Laufdistanzen machen. Die Immigration Officers schickten mich zur nächsten Post: "Mindestens zehn Minuten zu Fuß, wollen Sie das wirklich laufen?", fragte mich einer der beiden entsetzt.
Nach zehn Minuten war ich zurück und hatte alles erledigt. Das geht immer so...
-eine weitere wichtige Zutat von Sukiyaki: rohes Ei, verrührt in einem Schälchen, in das man das Fleisch und die restlichen heißen Zutaten tunkt, damit man sich nicht die Zunge (zu arg) verbrennt.
-als ich letztens von Nara nach Hause fuhr, kam ein anderer Ausländer auf mich zugestürzt. Mit zitternder Stimme erzählte er mir, dass er es irgendwie geschafft hätte, sein gesamtes japanisches Geld zu verbraten, jetzt aber unbedingt zur Hochzeit seines besten Freundes müsse und Geld für ein Ticket bräuchte (obwohl er bereits im Bahnhof war - in Japan löst man die Tickets vorher und kann nur mit gelöstem Ticket den Bahnhof betreten und verlassen). Das ganze klang schon arg verdächtig, aber er bot mir an, (süd-)koreanische Won gegen meine Yen zu tauschen. Ich hatte eh nur 2000 Yen bei mir (knapp 20€) und er zeigte mir auf seinem iPhone den aktuellen Umrechungungskurs. So richtig wohl fühlte ich mich bei der Sache nicht, aber ich sagte mir, 20€ kannst du im Notfall verkraften und wenn du jemals in einer ähnlichen Situation stecken würdest, würdest du einem Fremden, der dich daraus rettet, die Füße küssen. Wobei letzteres sicher nicht der entscheidende Punkt war, der mich dazu brachte, dem Tausch einzuwilligen.
Als ich nach Hause kam (die Post und damit die nächste Bank hatte bereits geschlossen) checkte ich sofort den Umrechnungkurs, vielleicht hatte er ja irgendein cleveres "Wir verarschen andere Ausländer am Bahnhof"-Programm auf seinem iPhone installiert. Tatsächlich hatte ich einen Gewinn von 200 Yen - fast 2€ zu verbuchen!
Gute Taten zahlten sich in dieser Welt also doch aus und freudestrahlend sprang ich bei nächster Gelegenheit zur Bank.
Nur, dass Wechselkurse in Japan generell sehr schlecht ausgelegt werden, bzw. die Banken vieeel für sich beanspruchen. So bekam ich von meinen 20€ nur 17€ wieder....ich werde nie wieder jemandem in Not helfen!
-eine sehr amüsanter Situation bei meiner mittwöchlichen Party hatte sich entwickelt, nachdem mein Chefarzt mich bat, den Japanern ein deutsches Schimpfwort beizubringen.
Es saßen dann dreißig erwachsene Menschen in einem Raum, die fünf Minuten lang "SCHEIßE" im Kanon riefen.
Und damit ihr nicht nur lesen müsst:
Reisfelder bei Kashihara
Der Wald um und auf dem Unebi-Berg bei Kashihara, in der Nähe des Grabes von Kaiser Jinmu, dem ersten (und vermutlich nur mythischen) Kaiser Japans überhaupt.
Festessen für deutsche Superstars, von links nach rechts:
Arzt im Praktikum (besoffen), Chefarzt (besoffen), Facharzt (besoffen), Marcel (nüchtern)
So eine Tür will ich in meinem zukünftigen Haus auch haben, für ungebetene Gäste...oder meine Freunde! Nur der Graben sollte etwas weiter ausfallen...und vielleicht einige Krokodile oder Haie beherbergen...
Ich hoffe inständig, dass deutsche Bauvorschriften Burggräben ohne Brücke verbieten...
AntwortenLöschenhttp://www.youtube.com/watch?v=a_-BOvWVycM ist auch ne Brücke
LöschenAußerdem: immerhin hilfst du auch gleich den japanischen Banken! ;)
AntwortenLöschenUnd der Wald beim Kaiser sieht auch schon sehr mythisch aus!