Montag, 17. September 2012

Zweiwochenzusammenfassung!

Der erste Monat Japan ist vorbei und die Zeit ist nur so davon gerast! Gerade die letzten zwei Wochen war ich sehr beschäftigt, sowohl in der Klinik als auch außerhalb, was sicherlich seinen Teil dazu beigetragen hat.
Dafür gab es zwei unterschiedliche Gründe:
Zum einen habe ich das japanische Gesundheitssystem näher erforscht - sprich, ich war länger in der Klinik, da sich mein Arbeitsalltag etwas mehr dem normalen Arbeitsablauf eines japanischen Arztes angenähert hat.
Und zweitens habe ich jetzt auch das erste Mal die japanischen Medizinstudenten auf Station kennen gelernt und dann nach der Arbeit recht häufig was mit ihnen unternommen.
Jetzt habe ich endlich die Zeit gefunden, über diese ganzen Ereignisse zu berichten - heute ist "Tag des Respekts für ältere Herrschaften", deswegen muss ich nicht zur Arbeit gehen.
Also der Reihe nach!

Die Montage der letzten beiden Wochen waren recht ereignislos - wie schon beschrieben gibt es montags einfach nicht viel für mich zu tun, aber ich kann wenigstens früh heim gehen.
Dienstags wurde ich dann vom "Darf-ein-klein-wenig-kathetern-Typ" zum "Hakenhalter und Wundspüler" bei zwei Schrittmacher-OPs befördert. Auch wenn ich natürlich voll damit beschäftigt war, diese hoch anspruchsvollen Aufgaben zur Genüge zu erfüllen, waren das doch ganz interessante Eingriffe und es gilt wie eh und je: wenn man wenigstens etwas machen kann, ist es um einiges spannender, als wenn man nur Stunden daneben stehen muss und zuschaut. Und davon habe ich auch schon einiges abbekommen...
Mittwochs hatte ich einen Herzecho Kurs mit den Studenten, das läuft hier so ab, dass die Dozentin die Hand der Studenten mit dem Ultraschallkopf führt, man schallt also tatsächlich nicht wirklich alleine, aber nun gut, um etwas Übersicht zu gewinnen ist das trotzdem gut.
Die Gruppe der Studenten auf meiner Station besteht aus vier Jungs (der weibliche Anteil der Medizinstudenten liegt hier um die 20%), Takuma, Ryuta, Tsuyoshi und Hitoshi, die alle sehr nett sind und mir gegenüber auch sehr offen aufgetreten sind. Das muss betont werden, da es doch einige Japaner gibt, die durch die Präsenz eines Ausländers sehr stark eingeschüchtert werden und mit denen dann nur beschwerlich ein Gespräch zu führen ist.

Im 5. Jahr des Medizinstudiums rotieren die Studenten hier von Station zu Station und schauen sich alles mal an, nicht unähnlich unserem Bedside-Teaching. Teilweise bekommen sie auch ihre eigenen Patienten zugewiesen, die sie untersuchen und dem Chefarzt vorstellen müssen. Wobei das Vorstellen zweimal vorher mit einem anderen Arzt geübt wird (und es auch nicht bewertet wird oder ähnliches). Für unsere Verhältnisse also recht simpel, aber vermutlich ist es das erste Mal für die Japaner, dass sie so etwas machen müssen.
Die Rotationen finden alle zwei Wochen statt, d.h. ab morgen lerne ich schon die nächste Gruppe kennen.
Das ist etwas schade, da ich jetzt doch relativ viel Zeit auf Station mit den Studenten verbracht habe und es wesentlich einfacher zu verstehen ist, was die Ärzte den Studenten erklären, als wenn die Ärzte untereinander reden. Aber da sich wohl der Lernstoff alle zwei Wochen wiederholt, bin ich mir etwas unsicher, wieviel Kontakt ich überhaupt zu den nächsten Gruppen haben werde...man wird sehen...!

Donnerstags bin ich abends nach der Arbeit mit Takuma und Ryuta auf einen Pharmakongress in Nara gefahren. Die Taxigebühren von knapp 150€ bezahlten netterweise die Pharmafirmen, genauso wie das leckere leckere Buffet nach dem Vortrag (der eigentliche Grund, warum die beiden Studenten hierher kommen wollten - während dem Vortrag haben beide geschlafen).
Aber das war natürlich auch eine perfekte Gelegenheit, um die beiden etwas besser kennen zu lernen. So hat sich rausgestellt, dass Ryuta sogar für 5 Jahre in Deutschland gelebt hat und immer noch ein wenig Deutsch sprechen und verstehen kann.

Freitags kam der Studiendekan der Uni Bochum zu Besuch, die haben eine Partnerschaft mit Nara und schicken wohl regelmässig Leute hin und her. Die Offiziellen der Uni Nara konnten sich diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen, um ihre beiden deutschen Austauschstudenten zu präsentieren. Aber wenn man sich schonmal vor Arbeit drücken kann, will ich mich nicht beschweren.
Abends war ich dann etwas mit Sergio unterwegs und Geburtstag feiern, da Kashihara diesbezüglich allerdings nicht viel zu bieten hat und wir beide doch recht müde vom anstrengenden Tag waren, handelte es sich nur um ein kurzes Vergnügen.

Denn am nächsten Morgen in aller Frühe musste ich ja auch schon wieder aufbrechen, zu meinem ersten Training in der Hozoin-Ryu! Das war sehr cool, Maeda-sensei, der momentan wohl "beste" der Hozoin-Ryu wurde für die beiden Neulinge abgestellt, so dass ich das Privileg hatte, von einem Meister zu lernen. Gezeigt wurden mir zunächst einmal die Grundtechniken, mit so einem langen Speer will der Umgang ja auch erstmal gelernt werden. Aber die Dinger sind höllisch schwer, gerade bei Techniken, bei denen auch noch der Yari des Gegners auf dem eigenen liegt, um ihn abzuwehren. Das musste ich schmerzhaft erfahren, als ich nach gut anderthalb Stunden einen fiesen Krampf in meinem linken Arm bekommen hab. Und damit vermutlich jegliche Vorurteile der Japaner über die Ausdauer von Ausländern bestätigt hab, da ich erstmal für einige Minuten aussetzen musste...
Ein glorreicher Anfang!

Nach dem Training bin ich noch etwas durch Nara gestapft und habe nach Mitbringseln gesucht, da ich später zu meiner alten Gastfamilie aufgebrochen bin. Dort erwartete mich fast die gesamte Familie, mit Tochter und Sohn und den jeweiligen Anhängseln, um mit mir Yakiniku Essen zu gehen. Yakiniku bedeutet wörtlich "Grillfleisch" und ist auch genau das. Der große Unterschied zum deutschen Grillen ist aber, dass das Fleisch wesentlich dünner zerschnitten wird, es also keine Steaks oder dergleichen gibt. Außerdem werden auch ganz andere Sachen als in Deutschland verzehrt - jeder einzelne Magen der Kuh z.B..
Den Sonntag habe ich damit verbracht, mich mästen zu lassen und zu faulenzen, eine notwendige Abwechslung zu den sonst so ereignisreichen Tagen.

Die nächste Woche war vom Praktikumsteil betrachtet eher mau. Ich war häufig beim Kathetern dabei, aber hier gibt es zwei Ärzte, die fast immer Kathetern: ein sehr guter und erfahrener und ein nicht ganz so guter und etwas unsicherer. Diese Woche war ich beim zweiten eingeteilt, bei dem ich leider nur Zuschauen darf. Dafür habe ich mich viel an die Studenten gehängt, ein paar Seminare mit ihnen besucht und mittags mit ihnen gegessen (auch eine angenehme Abwechslung zu den üblichen Essen mit den Ärzten), so dass ich zumindest ein wenig entschädigt wurde.

Meine Abende waren ziemlich ausgeplant, montags trafen Sergio und ich die Studenten für eine
"Nominication" - ein Wort das sich aus "nomu"(trinken) und "communication" zusammensetzt.
Ist bei den Japanern sehr beliebt...bei mir auch! :D
Dienstags musste ich bis abends arbeiten und war danach zu nichts mehr zu gebrauchen.
Am Mittwoch gab es nach der Arbeit, also ab 18:30 Uhr, noch einen EKG-Kurs für die Studenten aus dem 6. Jahr und danach wurden wir alle zum Sushiessen von den Ärzten eingeladen. Das wird wohl ab und an gemacht, um die Studenten dazu zu bewegen, später bei derselben Station anzufangen zu arbeiten.
Donnerstagabend haben die Studenten von Sergios Station ein Udon(jap. Nudeln)-Essen für uns zubereitet was auch sehr lecker und lustig war.
Und Freitags hatte ich ein Treffen mit dem Präsidenten der Uni, um mich vorzustellen und etwas über Heidelberg zu Plaudern, da er dort vor einigen Jahrzehnten mal zu Besuch war.
Der restliche Tag gestaltete sich nicht so angenehm, da ich mir wohl irgendeine Krankheit eingefangen hatte, die mich in mein Bett verbannte.

Samstags gings mir immer noch alles andere als blendend, so dass ich leider meine zweite Trainingseinheit abblasen musste. Stattdessen bin ich mit Sergio nach Kishiwada aufgebrochen(da ich nicht noch einen Tag im Bett liegend verbringen wollte). Dort fand ein großer Festumzug statt, bei dem gewaltige Holzschreine auf Rädern von jeweils knapp 500 Japanern durch die Straßen gezogen werden. Auch auf dem Schrein springen einige Japaner rum, so kommt es auch ab und an zu tödlichen Unfällen...spannend anzuschauen ist es aber trotzdem (oder gerade deswegen?).
Zu Mittag hatten wir Tintenfisch am Spieß, auch ein typisches Essen bei japanischen Festlichkeiten.
Abends sind wir dann nach Osaka gegangen und haben uns Prometheus im Kino angeschaut.

Sonntags waren wir zusammen im Osaka Aquarium, wohl eins der größten Aquarien der Welt. Aber man sollte wirklich an einem anderen Tag dort vorbeischauen, da soviele Besucher dort waren, dass man sich ständig in einer Schlange aufhielt und quasi von Becken zu Becken geschoben wurde.
Mittags trennten sich unsere Wege, er ging nach Kyoto um einige seiner Ärzte zu treffen und ich ging zu einem Capoeira-Event von Megumi, was auch sehr spannend und extrem laut war, da dort viel getrommelt, gesungen und sonstige Musik produziert wurde!

So, das war die (Schnell-)Zusammenfassung der letzten beiden Wochen! Aber es wird noch besser, es kommen noch einige Bilder:


 Einer der fahrbaren Schreine


Sergio vor dem Schloss Kishiwadas


Rüstung des mächtigen Daimyo Hasenkopf


Vieeele Japaner die kräftig am Ziehen sind


Einer der etwas ruhigeren Momente des Fests


In Osaka, reingeschafft haben wirs leider nich...


Die Schlange vor(!) dem Aquarium+das Hauptgebäude

Capoeira in Japan
 

 

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