Montag, 12. November 2012

Diesmal wirklich...

Die erste Hälfte meines Japanaufenthalts ist nun rum, das erste meiner PJ-Quartale abgeschlossen - und diesmal vollkommen regulär!

Die letzten beiden Wochen habe ich (wie bereits beschrieben) bei den Gastroenterologen verbracht, um nochmal etwas Abwechslung zum Katheteralltag der Kardiologie zu bekommen. Nach zwei Wochen muss ich allerdings auch sagen, dass ich erstmal genug von der Endoskopie gesehen habe. Wenn man nur Zuschauen darf, ist das eben wesentlich uninteressanter, als wenn man selbst eingreifen kann. Aber ansonsten hat sich die Zeit hier sehr angenehm gestaltet. Ich habe viele Unterrichtseinheiten mit den Studenten zusammen verbracht und da deren Unterricht meistens nicht so lange gedauert hat, waren es durchaus sehr entspannte Tage.

Da mein Speertraining die letzten beiden Wochen ausgefallen ist, musste ich mir einen anderen Sport suchen und hab die Japaner zu einem Fußballduell herausgefordert. Hier gibt es schöne Kunstrasenplätze, die ähnlich groß wie die Hallenplätze in Mannheim sind - aber eben wesentlich besser in Schuss und trotzdem noch bezahlbar (knapp 10€ für zwei Stunden). Allerdings gelten hier gewisse Regeln auf dem Platz, eine Art Gentlemen's Agreement, was es meinen Mannheimer-Fußballkollegen evtl. schwer gestalten würde hier teilzunehmen. Es wird vor Beginn der Partien von allen das Versprechen abgenommen, schön sanft zu spielen, keine harten Bälle zu schießen, nicht zu Grätschen und auch weitest möglich auf Körpereinsatz zu verzichten. Also vollkommen konform mit meinem Spielstil....*hust hust*
Der Ottonormal-Japaner ist eben noch nen Ticken schlanker als ich und ein paar Zentimeter kleiner. Die kippen schnell mal um, selbst wenn man sanft spielt... o.O

Ansonsten gab es noch das Abschlusstrinken des Unifests. Tatsächlich gibts für jeden einzelnen Uniclub, der irgendwas organisiert hat, ein eigenes Event und dann nochmal ein großes für das gesamte 5. Jahr der Medizinstudenten. Da manche Studenten aber bei mehreren Ständen oder Veranstaltungen mitgeholfen haben, auch wenn sie nicht zum jeweiligen Club gehörten, war das für die ein ziemlicher Trinkmarathon in den letzten Tagen, da sie natürlich jedes Treffen mitnehmen mussten.
Das ist besonders erwähnenswert, da dieses Abschlusstrinken natürlich wie die meisten japanischen sozialen Ereignisse unter der Woche stattfindet. Wir waren in einem Restaurant wo es für zwei Stunden All-You-Can-Eat&Drink gab. Während dieser Zeit wurde gebechert was das Zeug hielt (für japanische Verhältnisse zumindest, aber diesmal habe ich einen Zahn zugelegt und konnte so vom Pegel her beinahe mithalten). Und danach ging es weiter, zu einer Studentin nach Hause - die ursprünglichen 50 Teilnehmer hatten sich mittlerweile auf 10 verringert - wo wir bis 4 Uhr morgens weiter getrunken haben...zumindest ich hab getrunken, die Japaner waren ziemlich fertig zu der Zeit... :/
Aber wie gesagt, das war Dienstag abends. Am nächsten Tag hatten alle um 9:00 Uhr Univeranstaltungen, wobei man sagen muss, dass die Anwesenheitspflicht hier nicht sehr streng ist. Es reicht, wenn man innerhalb von zwei Wochen vier Unterschriften sammelt und an manchen Tagen bekommt man zwei.
Trotzdem machte sich wohl ein Großteil der Japaner auf den Weg in die Uni, total fertig und verkatert natürlich und während der einzelnen Veranstaltungen immer wieder einnickend, aber hey, sie waren da.
Ich hingegen schwänzte den Vormittag des nächsten Tages. So wichtig war mir die nächste Endoskopieuntersuchung dann doch nicht und mein Kater wollte mir bis zum Abend auch nicht von der Seite weichen...

Das letzte Wochenende verbrachte ich mal wieder bei meiner Gastfamilie - das gibt mir immer ein wenig Ferienfeeling.
Und heute fing dann das gefürchtete Chirurgiequartal an.
Ich durfte erstmal in einer fünfstündigen Pankreas-OP teilnehmen, ab und an Magen, Darm oder Haken halten, was ja schon ganz spannend und interessant ist. Trotzdem glaube ich nicht, dass ich mich für die Chirurgie begeistern werden kann. Das ewige Rumgestehe und die Fisselarbeit ist einfach nichts für mich. Die Ärzte sind aber zumindest nett und entsprechen auch nicht dem deutschen Chirurgenklischee. Sergio hat weiterhin behauptet, dass hier einige gutes Englisch beherrschen würden, ich bin mal gespannt, ob ich die auch noch treffen werd!

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