Sonntag, 10. Februar 2013

Das war's...

Nur noch drei Tage, dann heißt es Abschied nehmen von Japan und die Rückreise nach Deutschland antreten.
Tatsächlich kommt es mir so vor, als würde ich seit zwei Wochen nichts anderes mehr machen als Abschied zu nehmen. Da meine Freundeskreise doch sehr verteilt sind und ich versucht habe mich möglichst von jedem persönlich zu verabschieden, fing das ganze schon an, bevor Lara und Miriam hier vor knapp zweieinhalb Wochen eintrafen.

Trotzdem wurde es von Treffen zu Treffen ernster, letzten Freitag verabschiedete mich das Chirurgenteam, gestern musste ich meinen Speerkämpfern Auf Wiedersehen sagen und danach ging es gleich weiter mit drei Ärzten mit denen ich gut befreundet bin.
Die Hozoin-Gruppe ließ es sich nicht nehmen, dass ich am Ende des Trainings nochmal vor aller Augen mein innerhalb der sechs Monate (tatsächlich habe ich allerdings nur 3-4 Monate trainiert) angeeignetes Können präsentieren musste. Natürlich inklusive der drei neuen Kata (also neuen Formen), die sie mir gestern beigebracht haben. Irgendwie habe ich auch das über die Bühne gebracht und wurde mit dem Wissen belohnt, dass es eine Website gibt, auf der die Trainingstermine und Urlaubstage eingetragen werden... (> <)

Morgen muss ich meine Wohnung verlassen, die letzten zwei Übernachtungen verbringe ich bei Freunden, weshalb ich heute Großputz veranstaltet hab. Hoffentlich ist das alles OK so, böse Zungen behaupten ja, ich wäre nicht der ordenlichste unter den Studenten. Andererseits wurde mir die Wohnung auch nicht in top Zustand übergeben, daher mache ich mir keine Sorgen.

Die Medizinstudenten wollten sich bei dem ganzen Abschiedsgedöns natürlich nicht Lumpen lassen und haben deswegen eine eintägige Party organisiert. Morgen geht es erst in die Universal Studios Osaka, einem Vergnügungspark, dann nach Osaka und danach wird noch in Kashihara getrunken. Das klingt zumindest nach einer würdigen Veranstaltung, ich hoffe bloß ich kann die ganze Zeit durchhalten.

Was bleibt zum Schluss (und diesmal wirklich, das wird wohl der letzte Eintrag in diesem Blog sein) noch zu sagen?
Es fällt mir wirklich schwer Japan zu verlassen. Ich habe hier wunderbare Menschen kennengelernt, die mich mit überwältigender Wärme und Freundlichkeit in ihre Gemeinschaft aufgenommen haben. In Japan wird man als Europäer immer Fremder sein; Japaner die mich nicht kennen, sprechen mich meistens mit gebrochenem Englisch statt mit Japanisch an; gerade letzte Woche ist mir in der Klinik wieder mal ein Patient über den Weg gelaufen, der mir quasi ins Gesicht gerufen hat "Huch, ein Ausländer!" und man wird immer mal wieder jemanden dabei ertappen, wie er dich anstarrt. Aber obwohl ich zu Beginn gedacht habe, dass mich dieser Punkt am allermeisten stören würde, amüsiert es mich mittlerweile eher. Das liegt eben nicht daran, dass ich "abgehärtet" wurde - vor acht Jahren war ich ein ganzes Jahr hier und diese Tatsache störte mich von Monat zu Monat mehr statt weniger - sondern (zumindest meiner Meinung nach) eben daran, dass ich hier tatsächlich Mitglied einer Gruppe geworden bin - sei es nun die der Ärzte oder der Studenten oder eben der Speerkämpfer - und das hat in Japan eine ganz besondere Bedeutung.
Das noch weiter zu erläutern ist nicht ganz einfach und würde mich jetzt zuviel Zeit kosten, die ich nicht habe, deswegen sollen Leute die Interesse an japanischer Soziologie haben, sich doch bitte nach meiner Rückkehr bei mir melden!

Um es etwas leichter verständlich auszudrücken: ein halbes Jahr genügt voll und ganz, um sich ein Leben aufzubauen und so etwas hinter sich zu lassen, wird wohl immer schwer fallen, da man nicht weiß, welche Teile dieses Lebens bewahrt werden können und welche nur als Erinnerung weiterexistieren werden.

Fest steht, ich werde wieder nach Japan kommen, wenn möglich bald, dann aber vermutlich nicht für einen allzu langen Zeitraum. Den Rest wird die Zukunft zeigen...



Das Haus meiner Gastfamilie
 
 
 Doppelgeburtstagsessen

 Unterwegs in Kyoto


 Kiyomizudera bei wunderbarem Licht

 Und nochmal...

Im Hotel


 Büärghs???

So mussten wir sie dann leider zurücklassen, da sich die Katze nicht mehr vom Fleck bewegen wollte..

 Beim traditionellen Üben für berittenes Bogenschießen

Lecker...? Lecker!!!

 Bei der Präsentation mit Maeda-sensei vor der versammelten Gruppe

 Hochkonzentriert da sonst tot...


 Und jap, die Dinger sind lang!


 Mit dem Soke (Oberhaupt der Schule)


Eingang der berühmten Arima-Onsen!


 Nach dem Bad


Und natürlich hab ich mich zum Essen einladen lassen!


Tatsächlich hat er mir Gift in meinen Sake geschüttet, daher der Blick.


Hinter uns Kobe vor uns nur Kälte